Mit ihrem neuartigen Voice over IP- Dienst Speak to Tweet widersetzen sich Google und Twitter der ägyptischen Abschaltung des Internets und unterstützen zugleich die Freiheitsbestrebungen in dem bevölkerungsreichen Land am Nil.
Kaum jemandem dürfte entgangen sein, das Ägypten seit einigen Tagen von massiven Protestwellen erschüttert wird. Hunderttausende, eher Millionen, Menschen protestieren Tag für Tag, um den Rücktritt des seit nunmehr 30 Jahren autokratisch regierenden Präsidenten Hosni Mubarak zu erzwingen.
Wie auch vor wenigen Wochen in Tunesien, wurden Twitter und Facebook zur Koordination der Protestwellen verwendet – bis ägyptische Behörden, in der vergeblichen Hoffnung, weitere Proteste zu erschweren, beide Dienste blockierten.
Die Proteste hielten und halten an, glücklicherweise ohne gewalttätige Übergriffe des Militärs auf ein Volk, das sich nach wirtschaftlichen und politischen Reformen, vor allem aber wohl nach Freiheit sehnt.
In einem für die kurze Geschichte des Internet bisher beispiellosen Akt legte die ägyptische Regierung am 27.Januar 2011 um 23:34 den sprichwörtlichen Schalter um: Ägypten verschwand bis auf wenige, staatlich tolerierte, Ausnahmen aus dem globalen Informationsnetzwerk.
Offensichtlich wollten weder Google noch Twitter diese massive Einschränkung der Meinungsfreiheit von 85 Millionen Menschen hinnehmen. Wie am gestrigen Nachmittag amerikanischer Ortszeit über das offizielle Google Blog bekannt gegeben wurde, fand sich am Wochenende ein kleines Team von Entwicklern Googles, des von ihm erst in der letzten Woche erworbenen Dienstanbieters SayNow und Twitters zusammen und entwickelten Speak to Tweet.
Speak to Tweet ermöglicht es, eine von drei Telefonnummern anzurufen und dort Sprachnachrichten zu hinterlassen, die direkt auf dem Twitteraccount @speak2tweet veröffentlicht und mit den Hashtags #egypt und #jan25 gekennzeichnet werden. Um die ägyptische Internetsperre vollends ad absurdum zu führen, können die „Speak to Tweet –Telefonnummern“ auch zur Abfrage der neuartigen „Sprachtweets“ verwendet werden.
Es zeigt sich einmal mehr, dass aktuelle Ereignisse den menschlichen Einfallsreichtum beflügeln und zu Problemlösungen führen können, die dazu beitragen, dem elementaren Recht auf freie Meinungsäußerung Geltung zu verschaffen.
Niemand kann in die Zukunft sehen und so wissen wir natürlich nicht, wie lange Speak to Tweet aktiv bleiben und Menschen in Ägypten die ersehnte Kommunikation mit dem Rest der Welt erlauben wird. In jedem Fall begrüßen wir das Engagement Googles und Twitters für grenzüberschreitende Meinungsfreiheit und hoffen auf eine gewaltlose Lösung der Konflikte in Ägypten!
